Liebe Besucher und Freunde des Westibüls,
die letzte Woche war für uns alle schwer zu ertragen. Das was sich keiner hat vorstellen können, ist plötzlich Wirklichkeit. Ein Angriffskrieg in Europa. Auf dem Boden der Ukraine, eines demokratischen Staates. Meine Generation hatte bisher das Glück nie einen Krieg erleben zu müssen, doch meine Oma, die den 2. Weltkrieg als junge Mutter erlebte, hat sich Zeit ihres Lebens davor gefürchtet. Ihr Mann fiel im Krieg, es war ihnen nie vergönnt zusammen alt zu werden.
In Bergedorf-West und auch im angrenzenden Allermöhe leben viele Menschen mit russischem und auch mit ukrainischem Hintergrund. Ich wünsche mir sehr, dass es uns hier gelingt einander weiterhin mit Achtung und Respekt zu begegnen und vor allem miteinander im Gespräch zu bleiben.
Man mag unterschiedliche Wahrheiten dazu haben, was zu diesem Wahnsinn geführt hat. Doch bei den Auswirkungen dieses Krieges gibt es nur eine Wahrheit: Das hat niemand verdient und es ist mit nichts zu entschuldigen!
Kein Mensch sollte gezwungen sein, seine Familie in U-Bahnstationen vor Bomben in Sicherheit zu bringen, seine Heimat, sein altes Leben, mit kleinen Kindern und einem Rucksack zu verlassen und dabei tagelang Angst und Kälte zu ertragen. Niemand sollte ohne Heizung, Wasser und Strom in einer eingekreisten Stadt während dauerhaftem Raketenbeschuss zitternd seiner Angst in dunklen, kalten Kellern ausgesetzt sein. Wie soll man totkranken Kindern, die eigentlich die beste medizinische Versorgung bräuchten, die neue Wirklichkeit in einer Tiefgarage erklären? Nichts rechtfertigt es junge Männer in einen Krieg zu schicken von dem sie nicht einmal etwas wissen. Nichts rechtfertigt die vielen Toten auf beiden Seiten.
Diese neue Wirklichkeit macht mich fassungslos. Meine Gedanken sind in der Ukraine und ich wünsche mir nichts mehr als Frieden. In allen Teilen unserer Welt. Und vor allem in der Ukraine.
Im Namen des Westibül-Teams
Michaela Feucht